Die Entwicklung des Berliner Markts

Interview mit Robert Neumüller

Berlin, Berlin – Wir investieren in Berlin

Die deutsche Hauptstadt steht heute für Kreativität, Subkulturen und Lebensqualität. Eine Weltstadt, die lange den Erwartungen nicht gerecht werden konnte, ihren Weg aber gemacht hat. Robert Neumüller, Geschäftsführer der S IMMO Germany, spricht im Interview über die Entscheidung der S IMMO nach Berlin zu gehen und die außergewöhnliche Entwicklung der Metropole.

Die S IMMO hat 2005/2006 ihre ersten Investitionen in Berlin getätigt. Was hat Sie genau zu diesem Zeitpunkt an Berlin fasziniert und was war ausschlaggebend für den Einstieg in diesen Markt?

Ich war damals noch als Akquisiteur in Osteuropa aktiv und bin zwischen Kiew, Bukarest und Belgrad gependelt. Ich habe die Preisentwicklungen verfolgt und die Schwierigkeiten gesehen, die diese Städte mit sich bringen. Gleichzeitig habe ich den deutschen Markt verfolgt und gesehen, was sich dort tut. Die Preisunterschiede waren eklatant – Osteuropa war auf einem extrem hohen Preisniveau angelangt, Deutschland lag quasi am Boden.

Niemand hat zu dieser Zeit an Deutschland geglaubt, entsprechend niedrig war das Preis- und Mietniveau. Aber die Wahrscheinlichkeit, dass die Preise anziehen, ist in einem Markt, der am Boden ist, viel höher als in einem Markt, der sich in einer späten Phase des Aufschwungs befindet. Wir haben uns also aufgemacht und deutsche Großstädte wie Berlin, Hamburg, München oder Frankfurt sondiert. Auch wenn wir unser allererstes Investment in Hamburg getätigt haben, hatte Berlin von Anfang an einen besonderen Reiz und wir haben das enorme Potenzial dieser Stadt gesehen.

Obwohl wir ursprünglich nach Deutschland gegangen sind, um unser Gewerbesegment zu erweitern, haben wir ziemlich schnell festgestellt, dass es in Berlin auch Wohnhäuser zu einem guten Preis gibt. Wir haben an den Markt geglaubt und begonnen zu investieren.

Warum hat der Aufschwung von Berlin so lange auf sich warten lassen?

Dafür gibt es wohl viele Gründe. Erwartet hat man den Aufschwung kurz nach der Wende. Berlin sollte dort anschließen, wo die Stadt schon einmal stand. Vor dem Krieg. Man dachte, die Politik kommt zurück, DAX-Unternehmen kommen zurück, eine gewisse Elite kommt zurück. Aber das ist nicht passiert. Die Leute haben die Stadt scharenweise verlassen und Berlin hat damit auf einen Schlag 400.000 Einwohner und Arbeitskräfte verloren. Es entstand eine Leere, eine gewisse depressive Stimmung in der Stadt.

Es war also genau das Gegenteil von dem eingetreten, was man sich erwartet oder erhofft hatte. Bis sich eine Stadt von so einer Situation erholt, dauert eine Zeit. Doch genau diese Entwicklung war die Basis für den heutigen Boom. Dieses Leere und Anarchische hat nach einiger Zeit plötzlich die Menschen angezogen, die Berlin zu dem gemacht haben und machen, was es heute ist.

Wie beurteilen Sie die Entwicklung der Stadt und des Markts seit dem Einstieg der S IMMO? Was hat sich für Investoren in dieser Zeit verändert?

Berlin ist voller und teurer geworden – das Preisniveau hat sich in den letzten Jahren vervielfacht. Die Stadt ist heute längst kein Geheimtipp mehr. Sie ist im Fokus von Geschäftsleuten, von jungen Leuten gleichermaßen wie von Best Agers. All diese Leute werden heute angezogen von Berlin. Die Stadt hat mittlerweile einen Nettozuwachs von 50.000 Einwohnern pro Jahr. Damit hat sich natürlich auch der Markt verändert. Die historische Einzigartigkeit von damals gibt es nicht mehr. Berlin ist inzwischen ein sehr komplexer Immobilienmarkt, in dem man Geschäfte nur dann machen kann, wenn man sich auskennt.

Wo sehen Sie heute die größten Herausforderungen der Stadt und des Markts?

Momentan ist eine der größten Herausforderungen für uns, Bauleistungen zu vernünftigen Preisen einkaufen zu können. Durch die aktuelle Boom-Situation verbunden mit enormer Nachfrage gibt es eine massive Baupreissteigerung, die kaum zu kalkulieren ist. Gleichzeitig gibt es einen Mangel an qualifizierten Facharbeitern. Das führt dazu, dass wir uns aktuell schwerpunktmäßig auf die Entwicklung unserer Grundstücke im Eigenbestand fokussieren und nicht aufs Bauen.

Sie sind gebürtiger Wiener – die Stadt mit der offiziell höchsten Lebensqualität der Welt. Was begeistert einen Wiener an Berlin?

Am meisten fasziniert mich bis heute die Weite der Stadt, die herrschaftlichen Straßen und das viele Grün. Ich lebe sehr zentral und urban, aber ich habe immer das Gefühl von Weite und Freiheit. Wenn ich in der Früh aufwache zwitschern die Vögel, gleichzeitig bin ich sofort mitten im Geschehen. Außerdem begeistert mich die Entwicklung – Berlin hatte quasi alles verloren, heute ist es eine erfolgreiche, angesagte Stadt, in der Jung und Alt unterschiedlichster Kulturen zusammenleben.

Was muss man wissen und tun, um weiterhin erfolgreich in diesem Markt zu sein?

Man muss Berlin lesen können, die Entwicklungen verstehen und Trends antizipieren. Zudem ist eine gute, kooperative Zusammenarbeit mit den Behörden aktuell sicher ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg.